Jascha Nemtsov

Literaturkonzerte

Jascha Nemtsov wurde 1963 im sibirischen Magadan geboren, studierte am Staatlichen Konservatorium in St. Petersburg und lebt seit 1992 in Deutschland. Er ist Professor für Geschichte der jüdischen Musik an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und Akademischer Direktor der Kantorenausbildung des Abraham Geiger Kollegs an der Universität Potsdam. Als Pianist nahm er rund 40 CDs auf, die mehrfach international ausgezeichnet wurden. 2018 erhielt er den Opus Klassik Preis.

Programm 1: Moskau – Berlin – Wien

Jüdische Musik als europäisches Projekt

Der Pianist Jascha Nemtsov präsentiert die Neue Jüdische Schule, die vor dem 1. Weltkrieg in Ost- und Mitteleuropa als eigenständige jüdische Musikrichtung entstand. Die Idee der nationalen Wiedergeburt hatte seit den 1880er Jahren sich auf das jüdische Leben und die Neue Jüdische Schule ausgewirkt und sollte eine gleichberechtigte Stimme bilden. In Russland wurde diese Bewegung bald durch die stalinistische Politik unterdrückt, im Westen durch totalitäre Tendenzen bedroht. Für viele jüdische Komponisten wurde die Suche nach einer Heimat schließlich zu einem Überlebenskampf.

Im Programm Werke von Juliusz Wolfsohn, Joseph Achron, Jakob Schönberg, Alexander Weprik, und Joachim Stutschewsk

Programm 2: „Schwerer werden leichter sein“

Literarisch-musikalisches Lebensbild

zum 100. Geburtstag des Dichters Paul Celan

Im Mittelpunkt des Programms steht das Schaffen des Dichters Paul Celan (1920–1970). Paul Celan wuchs in der interkulturellen und interreligiösen Atmosphäre der Stadt Czernowitz auf und gilt als einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist durch vielfältige Bezüge zu jüdischen Traditionen geprägt. Als Überlebender des Holocaust spielte dieses Thema in seiner Dichtung eine bedeutende Rolle.

Paul Celans Gedichte, Briefe und Prosa-Texte werden durch die Schauspielerin Blanche Kommerell vorgetragen, begleitet von Werken jüdischer Komponisten die Celans Zeitgenossen waren.

Blanche Kommerell, Lesung

Jascha Nemtsov, Klavier

Programm 3: Michael Joseph Gusikow (1806-1837):

Ein jüdischer Musiker im Berlin der 1830er Jahre

Michael Joseph Gusikow (1806-1837) war ein jüdischer Klezmer aus dem Städtchen Schklow (heute in Weißrussland) und sich mit Konzerten im Russischen Reich einen Namen machte. 1835 kam er nach Wien, wo er Mendelssohn begegnete. Durch Mendelssohns Vermittlung wurde bald ein Konzert in Berlin organisiert. Mendelsohn schrieb an seine Mutter: „Übrigens habe ich mich seit langer Zeit in einem Concert nicht so unterhalten, wie in diesem, weil er eben ein wahres Genie ist“. Die enthusiastischen Worte Felix Mendelssohns an seine Mutter Mendelssohns Freund, der Komponist Ferdinand Hiller (1811–1885) empfahl Gusikow weiter an Giacomo Meyerbeer nach Paris, wo er ebenso erfolgreich konzertierte.

Gusikows Erfolg basierte nicht nur auf seinen zweifellos bedeutenden musikalischen Fähigkeiten, sondern auch auf dem exotischen Auftreten: Obwohl nicht religiös lebend, gelegentlich sogar am Sabbat spielte, kleidete er sich wie ein orthodoxer Jude mit einem Kaftan, einer auffälligen Kopfbedeckung und einem Vollbart. Er stellte eine idealisierte romantische Vorstellung dar, die für das allgemeine Publikum reizvoll war.

Jascha Nemtsov, Klavier und Moderation

Nur Ben Shalom, Klarinette

Kategorie

Musik

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